F

Wieso "Jens in Trouble"? Nun ja - mein ungeliebtes Hobby sind eben... Schwierigkeiten! Meist auf Reisen. Was im Kindesalter anfing, als ich mich in weiblicher Begleitung im Wald verlief, wurde nicht besser in Irland auf dem Blechdach, in Namibia mit den Reifen unseres Mietautos, dem im Bus vergessenen Flugticket oder dem Versuch, ohne Reisepass in die USA zu kommen. Und da war ja noch die Sache an der ägyptischen Grenze... na gut, lassen wir das. Ich steck einfach öfters mal "in Trouble"!

2006/07/13

Hirsch im Libanon

Als ich heute Vormittag am Kiosk meine Zeitungslektüre besorgen wollte, zuckte ich erschrocken zusammen, als mich vom Titelblatt eines israelischen Revolverblattes die acht getöteten IDF-Soldaten anschauten und mir einer davon bekannt vorkam. Sofort fielen mir Name, Wohnort und die gemeinsamen Erlebnisse von meinem Aufenthalt bei der israelischen Armee in 2004 ein. Sollte etwa...? Vom Zeitungsverkäufer ließ ich mir den betreffenden Namen dann vorlesen - Entwarnung! -, ich hatte mich getäuscht. Nach dem Seufzer blieb mir die traurige Erkenntnis, dass meine Erleichterung den jungen, mir unbekannten Soldaten auch nicht wieder lebendig macht.

Ein bekannter Name lief mir dann in der Haaretz über den Weg. Gal Hirsch, vor zwei Jahren Oberst und Kommandeur der Officer Training School der IDF, kommandiert die im Norden operierende Division. Der drahtige Fallschirmjäger, der seine Maschinenpistole damals auch zum Vortrag nicht ablegte, hatte sich mir durch eine knackige Aussage eingeprägt:

"Ich habe durch meine Unterschrift und meine Befehle schon weit mehr Menschen getötet als mit meinem Zeigefinger. Und das waren schon nicht wenige!"

Vor zwei Jahren war, wenn ich das recht erinnere, Gal Hirsch 36 oder 37. Ein Alter, mit dem man in der Bundeswehr, wenn man Pech oder nix drauf hat, noch Hauptmann und Kompaniechef ist, oder maximal ganz junger Oberstleutnant und Bataillonskommandeur. Gal Hirsch jetzt also mit nicht mal 40 Jahren Divisionskommandeur!

Doch nicht nur die Altersstruktur unterscheidet die israelische Armee von der deutschen, sondern auch die Einsatzrealität. Während deutsche Offiziere ihre Erfahrung auf dem Übungsplatz oder vor dem Computerbildschirm (ich sag nur GÜZ, RÜZ, SIRA und LoNo) erhalten, hat der Begriff Führungserfahrung in der IDF einen ganz anderen Inhalt.

Die Bevölkerung ist unterdessen recht wenig irritiert davon, dass 120 Kilometer nördlich und 80 südlich von Tel Aviv die Kugeln fliegen. Vielleicht ja auch mit Recht. Während Koalition und Kabinett vor einem Monat angesichts innenpolitischer Herausforderungen nicht gerade an einem Strang zu ziehen schienen, haben die beiden Fronten in Nord und Süd die Politiker und offenbar auch die Bevölkerung geeint.

Die vertraut dem Militär und macht weiter wie bisher. Während die Kampfhubschrauber, in der englischsprachigen Berichterstattung als Gunships bezeichnet, Tel Aviv entlang der Küste von Nord nach Süd passieren und eine Stunde später von Süden her zurückkommen, hupen sich die braun gebrannten Wellenreiter - in Flipflops und Badeshorts, Helm aufgesetzt, das Surfboard unter dem Arm - auf ihren Rollern durch die Autoschlangen zum Strand und stürzen sich in die tollen Wellen.

Ob sie beim Wellenritt wohl darüber nachdenken, ob die Gunships nun nördlich Tel Aviv stationiert sind und zum Einsatz nach Gaza fliegen oder den Strand auf dem Weg Richtung Beirut passieren?

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hallo Jens,

schön, dass Du gut angekommen bist. Wäre nett, wenn Du E. und mich über die aktuelle Lage auf dem laufenden halten könntest. Wir wollen uns bis Montag bezüglich Anreise entscheiden.

Danke und pass gut auf,

Anna

7/14/2006 9:52 AM

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home