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Wieso "Jens in Trouble"? Nun ja - mein ungeliebtes Hobby sind eben... Schwierigkeiten! Meist auf Reisen. Was im Kindesalter anfing, als ich mich in weiblicher Begleitung im Wald verlief, wurde nicht besser in Irland auf dem Blechdach, in Namibia mit den Reifen unseres Mietautos, dem im Bus vergessenen Flugticket oder dem Versuch, ohne Reisepass in die USA zu kommen. Und da war ja noch die Sache an der ägyptischen Grenze... na gut, lassen wir das. Ich steck einfach öfters mal "in Trouble"!

2006/09/07

Ziellinie überquert

Für ein Langsam-neigt-sich-meine-Zeit-in-Israel-dem-Ende-Posting ist es jetzt wohl schon zu spät. Denn jetzt sitze ich am Flughafen Roma-Fiumicino und warte auf den Anschlussflug nach München. Die letzten Tage habe ich schreibtechnisch - wie man sehen kann - ganz faul verstreichen lassen.

Nun - was habt Ihr verpasst? Damit ich mich nicht überarbeite, beschränke ich mich auf einige Erkenntnisse.

Freitag: Ich treffe einen ZDF-Praktikanten - oder soll ich ihn besser ZDF-Sklaven nennen? Ganze 77 Cent am Tag gönnt das öffentlich-rechtliche Fernsehen ihren Praktikanten (die eine ganze Stelle besetzen, also volle Arbeit leisten). Hauptsache die Damen und Herren düsen im weißen Audi A6 mit fetten Alus durchs Heilige Land und schlafen in den besten Hotels (American Colony in Jerusalem). Okay, lieber 0,77 Euro als gar nichts (so wie ich), aber „der Dienstherr“ bezahlt mich ja gescheit. Den zivil studierende Praktikantenkollege nicht.

Samstag: Ich sag nur Dschachnun und Kubaneh - jemenitisches Shabbat-Essen. Echt lecker! Wo gibt's das in Deutschland?

Sonntag: In Caesarea treffe ich die Herren Herodes, Pontius Pilatus, Paulus und auch Helena, Mutter Kaiser Konstantins im virtuellen Interview. Durch die gelungenen Computeranimationen über die abwechslungsreiche Geschichte der Römer-, Kreuzfahrer- und Araberhafenstadt in der Tat eines der besten Museen, in denen ich gewesen bin. Und dieses Lob kommt mir wirklich nicht leicht über die Lippen... Wirklich beeindruckend!

Montag: Ich treffe Nir, der während des Meloim, dem israelischen Armeereservedienst, im Libanoneinsatz war und in einem einstürzenden Haus durch die Etagen purzelte. Offenbar mit Schutzengel: Ihm passierte nichts. Ganz im Gegensatz zu acht seiner Kameraden, die ums Leben kamen. Jetzt ist Nir Mitbesitzer einer angesagten Diskobar mit Meerblick in Herzliya. Mich beeindruckt einfach, dass hier fast jeder eine bestimmte Geschichte zu erzählen hat. Viele haben Gewalt und Zerstörung ganz anders erlebt, als wir Mitteleuropäer das vielleicht aus erster Hand kennen. Und trotzdem geht für alle das Leben so normal wie möglich weiter.

Dienstag: Zum perfekten Abschluss meines Israelaufenthaltes verwirkliche ich den Traum eines jeden Wassersportlers. Ich surfe am Abend dem Sonnenuntergang entgegen, vor mir breitet sich das Mittelmeer aus. Wenn ich mich umschaue, sehe ich die rot schimmernden Hochhäuser der Skyline von Tel Aviv. Einfach traumhaft.

Mittwoch: Nach einem leckeren Frühstück mit meinem Freund und Gastgeber Miki in einem tollen Café mit Meerblick (Ihr merkt schon meinen Schwerpunkt der letzten Tage: das Meer genießen!) müssen wir schon zum Flughafen. Die Ausreise gestaltet sich erfreulich leicht, stelle ich fest, wenn man die richtigen Leute bei der Airport-Security kennt. Nach einem gut dreistündigen Flug, an dem ich von Mr. Bean, Tom und Jerry sowie Road Runner und seinem Widersacher unterhalten werde, lande ich in Rom. In einer Dreiviertelstunde fliege ich weiter nach München. Wird langsam auch Zeit, die besch... italienischen Mücken zerstechen mir meine kurzbehosten Beine. Echt fies, die Viecher.

Lesen könnt ihr diesen Schund erst, wenn ich ihn später am Abend von München aus ins Internet stelle.

Bis dahin parliere ich ganz italienisch... Ciao, Amore.

2006/09/01

Action in der britischen Botschaft

Eben fiel es mir wieder ein - ich wollte ja noch was nachgucken.

Aber der Reihe nach: Als ich gestern Nachmittag in Tel Aviv unterwegs war, ist nahe der britischen Botschaft erst mal nur Stau. Ich gehe weiter und je näher ich der Botschaft komme, desto größ:er wird die Dichte an Polizeiwagen, Fotografen und Kamerateams. Hier muss doch irgendwas los sein. Die umherstehenden Neugierigen wissen auf meine Nachfrage auch nicht, was los ist. Auf dem umzäunten und mit Sicherheitsanlagen geschützten Parkplatz der Botschaft sehe ich zwischen den Autos nur zwei maskierte Bewaffnete stehen. Genaueres ist wegen der Entfernung nicht zu erkennen. Das was so interessant ist, wird zudem vom Zaun und von den parkenden Autos verdeckt. Ich entscheide mich, noch etwas zu warten. Als aber nichts weiter Interessantes passiert oder zu sehen ist, gehe ich weiter und beschließe, am Abend im Internet zu suchen.

Das hatte ich (natürlich) zunächst vergessen, hab's aber gerade nachgeholt. Ein in Israel lebender Palästinenser namens Nadim Injaz (28), der als V-Mann für den Inlandsgeheimdienst Shin Bet (auch Shabak; Shin und Bet sind nur die beiden Buchstaben, die "Shabak" abkürzen) arbeitete, ist bewaffnet in die Botschaft eingedrungen und wollte mit Selbstmord drohend ein Asyl erzwingen. Nachdem der Shin Bet ihn nicht mehr zur Informationsbeschaffung herangezogen hatte, wollte der Mann in seine Heimatstadt nach Ramallah ins Westjordanlnad zurückkehren. Von Bekannten erfuhr er, dass er dort als Kollaborateur umgebracht würde. Nur ein Angriff auf Israel könnte dies wieder wettmachen. "Was sollte ich denn machen? Bei einem Angriff Juden umbringen?", soll er rhetorisch gefragt haben. Stattdessen entschied er sich für die Variante "Erpresste Flucht nach England". Die Pistole dazu soll sich im Nachhinein als eine Spielzeugwaffe entpuppt haben. Während der gesamten Aktion sind keine Schüsse gefallen, Injaz wurde offenbar durch ein Beruhigungsmittel im Essen überwätigt.

Quellen: Reuters und BBC.